Erinnerungen von Kay Artur Espey, langjährigem Geschäftsführer, Beiratsvorsitzendem und Hauptgesellschafter von CRETSCHMAR zu den Ereignissen des Mauerfalls
Der 9. November 1989 war ein Tag, der vieles veränderte – auch aus der Sicht der Logistik.
Wir haben mit Herrn Espey über seine ganz persönlichen Erinnerungen an die Zeit des Mauerfalls und die Anfänge des Aufbaus von Lieferketten in die neuen Bundesländer gesprochen. Ein Gespräch über Chancen, Geschwindigkeit und die Kraft von Partnerschaften.
CRETSCHMAR Redaktion:
Wo waren Sie, als die Mauer fiel – und wie haben Sie diesen Moment persönlich erlebt?
Kay A. Espey:
Ich erinnere mich genau. Schon seit einigen Tagen wurde die Lage immer dynamischer. Kurz vor dem Mauerfall telefonierte ich mit meinem Vater, der geschäftlich in den USA auf einer Messe war. Ich sagte ihm: „Ich könnte mir vorstellen, dass die Mauer fällt…“ – dort war dieses Thema noch gar nicht richtig angekommen. Und am 9.11.1989 war es dann soweit.
Es war die einmalige Chance, ein Land komplett von der Pike auf zu entwickeln. Ich war gerade 30 Jahre alt – wann bekommt man so eine Möglichkeit? Das hat uns angetrieben, gemeinsam mit den damaligen nationalen Prokuristen Herrn Fetten und Herrn Wischnitzki.
CRETSCHMAR Redaktion:
Wie schnell war klar, dass die deutsche Einheit auch für die Logistikbranche große Veränderungen mit sich bringen würde?
Kay A. Espey:
Das war eigentlich sofort deutlich. Nicht nur wir, sondern auch unsere Kunden haben direkt diesen neuen Markt gesehen und wollten so schnell wie möglich vor Ort aktiv werden. Für uns war das die echte Chance, mit Geschwindigkeit in den Entscheidungen einer der Ersten zu sein.
Dabei haben uns einige unserer großen Kunden sehr geholfen. Gerade in der Anfangszeit, als sich Zollvorschriften und Papiere fast täglich änderten, haben sie uns mit Informationen versorgt.
CRETSCHMAR Redaktion:
Vor welchen besonderen Herausforderungen standen Sie beim Aufbau von Lieferketten in die neuen Bundesländer?
Kay A. Espey:
Wir „Wessis“ hatten in der Schule die Städtenamen und Länder fast der ganzen Welt gelernt. Aber Ostdeutschland war uns weitestgehend fremd. Uns war sofort klar: Wir müssen uns dort Partnerstrukturen aufbauen – nach dem Vorbild der alten Bundesländer.
Ein Erlebnis ist mir besonders in Erinnerung geblieben: In Dresden lernte ich die Spedition Ludwig kennen. Obwohl private Transporte in der DDR verboten waren, hatte ein alter Haudegen es irgendwie geschafft, eine kleine Umschlaghalle und zwei LKW zu betreiben. Das erste Gespräch mit Vater und Sohn Ludwig werde ich nie vergessen. Am nächsten Tag begannen wir unsere Zusammenarbeit – unser erster Partner war gewonnen.
✨ Unser Fazit:
Die deutsche Einheit war für CRETSCHMAR nicht nur ein historisches Ereignis, sondern der Startpunkt für mutige Entscheidungen, starke Partnerschaften und eine tolle Erfolgsgeschichte, die bis heute fortgeschrieben wird.
